Wärmepumpen-Debatte

Leserpost zum Focus-Artikel „Mythen zu Wärmepumpen“ (Name des Autos ist der Redaktion bekannt):

Zu Recht wird bereits im Blogartikel darauf hingewiesen, dass die Kosten für elektrische Energie eine entscheidende Rolle spielen – ebenso wie die Frage, welche Art von Wärmepumpe betrachtet wird. Bei Stromkosten von 40 Cent/kWh und mehr, wie sie zu Hochzeiten der Energieunsicherheit im Herbst/Frühwinter keine Seltenheit waren, auch jetzt noch nicht sind und voraussichtlich auch in zukünftigen Wintern nicht sein werden, hat man selbst bei einem COP von 2 (coefficient of Performance; COP = Energie, die zum Heizen bereit steht, dividiert durch die Energie, die aufgewendet werden muss, um die Wärmepumpe zu betreiben) Kosten von 25 Cent pro kWh Wärme. Geht man einmal davon aus, dass bei einer Ölheizung bei halbwegs gedämmter Rohrführung, die günstig(!) zu bewerkstelligen ist, deutlich über 90% der bei der Verbrennung freigesetzten Wärmeenergie auch als Heizwärme im Haus/der Wohnung ankommen, so liegt man bei knapp unter 10 kWh, die aus einem Liter Öl gewonnen werden können. Setzt man Ölpreise vom 31.03.23 im Rhein – Main – Gebiet (um die 0,96 Euro pro Liter) an, kommt man also damit auf 9 – 10 Cent pro kWh.

Mit anderen Worten: Die WP wäre 2,5 mal so teuer. Und das obwohl Öl durch die CO2 Abgaben verteuert ist. Bei Gas eine ähnliche Rechnung: Kosten laut dem Vergleichsportal „Verivox“ am 31.03.23 im Rhein – Main – Gebiet zwischen 10 und 11 Cent pro kWh Gas. Sicherlich: Der COP kann bei wärmeren Temperaturen auch 3 bis 4 oder sogar noch mehr betragen. Dann sieht die Rechnung besser aus. Aber selbst bei COP 4 hat man – kostenmäßig – erst ungefähr Gleichstand zum Gas/Öl. Und ein COP größer oder gleich 4 ist im Winter, selbst wenn es nur moderat „kalt“ mit um die 0°C ist, bei einer Luft – Wasserwärmepumpe, völlig unrealistisch. Denn je höher die Temperaturdifferenz zwischen den Reservoirs (innen und außen), zwischen denen die Wärme „gepumpt“ wird, desto schlechte ist – rein aus physikalischen Gründen – der COP. Mit anderen Worten: Selbst wenn man davon ausgeht, dass eine CO2 – Reduktion durch die WP stattfindet, s. unten, wird hier der CO2 – Reduktion alles untergeordnet.

Was nicht angesprochen wird, ist zudem: Wie sieht das mit realen Wärmepumpen aus, wenn es wirklich kalt wird? Die vor Kurzem im Blog verlinkten Videos von Prof. Ganteför geben hier einen ersten Hinweis.

Teil I:   https://www.youtube.com/watch?v=B1oPLUhpM_w

Teil II: https://www.youtube.com/watch?v=J1e_HdXuC18

Teil III: (für die hier angestellten Betrachtungen besonders interessant, etwa ab Minute 25): https://www.youtube.com/watch?v=X0r7chzlfW0

Geht man durch die von ihm genannten Veröffentlichungen und schaut sich auch die Quellen an, die im Focusartikel via Twitter verlinkt sind, kommt man sehr ins Grübeln:

  • Teils werden Herstellerangaben mit Messwerten kombiniert (wie ist nicht immer klar).
  • Es werden definierte Bedingungen vorgegeben, die in der Realität aber sicher nicht immer erreicht werden. Dennoch wird so getan, als ob die gemessenen Werte in der Realität erreicht werden.
  • Oft ist bei der Bestimmungen von COP’s die niedrigste Außentemperatur in den Messungen +2°C, die Vorlauftemperatur der Wärmepumpe 35°C (was nur mit Flächenheizungen, z.B. Fußbodenheizung Sinn macht). Wie sieht es aus, wenn die Außentemperatur einmal -5°C oder gar -10°C ist?
  • Der „Defrostmodus“ bei Luftwärmepumpen, der enorm Energie „frisst“, wird fast immer ignoriert (Prof. Ganteför hatte dazu eine aufschlussreiche Studie, die ich hier verlinke: http://www.homeenergy.org/show/article/id/2236. Sie zeigt, wie der Defrostmodus den COP nach unten reißt – und zwar in diesen Messungen, die er präsentiert, bis unter 1!
  • Zusatzheizungen (z.B. Heizstäbe) werden bei der Berechnung außen vor gelassen (wenn der COP unter einen bestimmten Wert sinkt…gerade dann bräuchte man sie aber und aus dem „Nichts“ kommt die Energie dafür sicher nicht…)
  • Es wird eine Jahresarbeitszahl, sozusagen ein Durchschnitts – COP über das Jahr angegeben. Das verzerrt natürlich massiv, denn bei 10°C, 12°C Außentemperatur ist die Energiemenge, die eine Heizung, gleich welcher Art, zur Verfügung stellen muss, nur noch relativ gering. „Interessant“ wird es, wenn es sehr kalt ist – vor allem kostenmäßig. Ein Beispiel hierzu: In den wirklich kalten Tagen im Dezember 2022, wo es auch tagsüber dauerhaft unter 0°C war, haben wir in unserer Wohnung pro Tag ca. 85 – 90 kWh Energie (Heizung und Warmwasser) gebraucht. An den Tagen mit 8 – 12 Grad Celsius jetzt im März nur ca. 25 kWh. Ab Außentemperaturen von tagsüber 18 – 20°C geht der Bedarf auf unter 10 kWh/Tag zurück (praktisch nur noch Bedarf für Warmwasser).
  • …usw.

Als Beispiele seien die hinter dem Focusbericht (der zunächst auf Twitter weiterleitet) genannten Untersuchungen, sowie diese hier vom Fraunhofer – Institut für solare Energiesysteme, genannt. Ich möchte nun kurz analysieren, was ein COP von 2, von 1,5 und von 1 für den Leistungsbedarf bedeutet: Ich gehe dabei davon aus, dass:

a.) 20 Millionen Haushalte in Deutschland in Zukunft eine WP besitzen werden.

b.) alle diese Gebäude einen Energiebedarf von maximal 50 kWh pro Quadratmeter und Jahr haben und, dass

c.) zudem jeder Haushalt, der derzeit in Deutschland etwa 2 Personen im Durchschnitt umfasst, nur eine Fläche von 80 Quadratmetern zur Verfügung hat. Das ist wesentlich weniger als noch 2018 (bis heute dürfte die Änderung geringfügig sein), siehe hier, und nicht mehr allzu weit über dem Niveau, was einem Sozialhilfeempfänger zusteht. Dies sollen die Bedingungen für eine „Musterwohnung“ sein.

Ich möchte darauf hinweisen, dass die Verwirklichung solcher Bedingungen neben Kosten im „Mehrere Hunderte Milliarden“ – Bereich für Sanierungen von Bestandsgebäuden auf fast Neubauniveau (bitte nachrechnen!) auch eine Vervielfachung der Anzahl an Handwerkerstunden (bitte nachrechnen! Und: Woher sollen die kommen?) sowie noch eine beispiellose soziale Umwälzung erfordern würde (14% Wohngrößenverlust, s. oben, im Durchschnitt(!)). Zudem eine Verarmung breiter Bevölkerungsschichten durch die Kosten der Sanierungen und dem Kauf der WP, sowie deren Betrieb, s. oben, sowie Abhängigkeit von staatlichen Förderung (die die Verarmung dennoch in längst nicht allen Fällen ausschließt).

Als Grundlage für die Berechnungen nehme ich die kalte Phase in Deutschland zwischen dem 11.12.22 und dem 17./18.12.22, also durchaus länger als eine Woche. Beispielhaft sei dabei dieser Ausschnitt aus der Temperaturkarte Deutschlands von kachelmannwetter.de gegeben (am 13.12.22 um 7 Uhr morgens). Wie zu sehen ist, lagen hier flächendeckend Temperaturen unter 0 Grad Celsius, teilweise deutlich im zweistelligen Minusbereich vor. An den Tagen davor und danach sah das nicht viel anders aus.

Nun höre ich bereits die Einwände, dass diese Phase ja nun wirklich ein Extremfall wäre, usw, usf. Das stimmt! Aber: Wollen wir ein Heizsystem (bzw. allgemein: Energiesystem) haben, das gerade bei sehr kaltem Wetter zusammenbricht? Solche Temperaturen können eben vorkommen und sie sind nicht einmal ein „Jahrhundertereignis“, sondern kommen alle paar Jahre vor. Auch noch tiefere Temperaturen kann und wird es auch in Zukunft geben – wenn auch selten. Die Kaltlufteinbrüche in den USA bis nach Kalifornien hinunter sollten da Warnungen genug darstellen, um auch auf solche Ereignisse vorbereitet zu sein! Man kann sich dem Energiebedarf eines Hauses/einer Wohnung an einem solchen kalten Tag(!) mit den o.g. Bedingungen nun auf mehrere Arten annähern(!).

1. Methode: Man nimmt bekannte Wohnungen, misst deren Energiebedarf während eines solchen kalten Tages, mittelt über möglichst viele Wohnungen und berechnet dann den Energiebedarf pro Quadratmeter. Wenn man zusätzlich den Energiebedarf der Wohnungen pro Quadratmeter und Jahr kennt, kann man dann auf die o.g. „Musterwohnungen“ hochrechnen.

Beispiel:  Eine Wohnung „x“ braucht in der Zeit vom 13.12.22 bis 14.12.22 (jeweils um 7 Uhr) eine Energiemenge von 70 kWh um eine Temperatur von 21°C im Innern aufrecht zu erhalten. Die Wohnung hat 95 m² und einen Gesamtenergiebedarf von 90kWh pro Quadratmeter und Jahr. Die Daten sind in diesem Fall frei erfunden und dienen nur der Erläuterung der Methode!

a.) Umrechnung auf einen Quadratmeter: 70 kWh für 95 m² bedeuten ca. 0,737 kWh pro Quadratmeter (für diese 24 Stunden).

b.) Umrechnung auf den besseren Jahresenergiebedarf der o.g. „Musterwohnung“: Die Wohnung „x“ braucht 90 kWh pro Quadratmeter und Jahr, die Musterwohnung soll nur 50 brauchen. Das bedeutet:

Die Musterwohnung hat einen Energiebedarf von 0,737 kWh pro Quadratmeter * 50/90 = 0,41 kWh pro Quadratmeter (für diese 24 Stunden).

c.) Hochrechnen auf die 80 Quadratmeter der Musterwohnung:

0,41 kWh pro Quadratmeter * 80 Quadratmeter = 32,8 kWh in diesen 24 Stunden.

Nun ist das ein Beispiel gewesen, um das Vorgehen klar zu machen. In der Realität habe ich – unabhängig vom Kontext „Wärmepumpen“ – genau solche Daten, die man für dieses Vorgehen braucht, in der Kältephase im Dezember 2022 an insgesamt 9 Wohnungen in unserer Nachbarschaft mit „klassischen“ Heizsystemen aus Interesse erhoben: Fünf Gasheizungen, 3 Ölheizungen, eine Pelletheizung, Wohnungsgrößen zwischen 80 und 150 Quadratmetern, Baujahre zwischen 2001 und 2010.

Das Ergebnis: Im Durchschnitt mehrerer Tage (12.12.22 – 17.12.22) kommt man bei diesen 9 Wohnungen auf einen:

a)         Heiz-/Warmwasserenergiebedarf von ca. 0,62 kWh pro Quadratmeter innerhalb von 24         Stunden.

b)         Die Temperaturen der Wohnungen lagen dabei zwischen 19°C und 22°C.

c)         Der Jahresgesamtenergiebedarf liegt im Durchschnitt bei 72 kWh pro Quadratmeter und   Jahr.

Mit diesen realen Daten kann man dann auf die „Musterwohnung“ umrechnen: Es ergibt sich ein Energiebedarf von ca. 34,5 kWh in 24 Stunden für die Musterwohnung in der Kaltphase des Dezember 2022.  

Mit diesem Wert möchte ich unten rechnen! 

2. Methode: Man geht so vor, dass man die Wärmedurchgangskoeffizienten, die zu ca. 50 kWh pro Quadratmeter und Jahr führen, herannimmt (diese geben den Energieverlust pro Sekunde und pro Grad Celsius Temperaturdifferenz zwischen innen und außen an) und rechnet über die 24 Stunden (in denen unterschiedliche Außentemperaturen, aber ein fester Innentemperaturwert vorliegen!) hoch.

Man muss dies für eine durchschnittliche Wandfläche, Fensterfläche, etc. tun und möglichst noch berücksichtigen, dass manche Wohnungen, gerade in großen Wohnblocks ganz unten (Erdboden) bzw. „oben“ (Dach), andere in der Mitte liegen.

Ohne diese Rechnungen im Detail anzuführen, kommt man zu sehr ähnlichen Ergebnissen wie bei Methode 1 und liegt zudem deutlich unter den Ergebnissen, auf die wesentlich kompliziertere Methoden zur Berechnung gemäß der DIN EN 12831 kommen, wenn man mit der entsprechenden Stundenzahl (24h) multipliziert. In der Realität wären also noch wesentlich höhere Wärmebedarfe möglich. Quelle.

Es ist mir bewusst, dass dies mehr oder weniger grobe Näherungen darstellt. Viele Feinheiten werden nicht berücksichtigt, Veränderungen in den Energieflüssen bei unterschiedlichen Temperaturen ebenfalls nicht (streng genommen sind nicht einmal die Wärmedurchgangskoeffizienten über größere Temperaturbereiche konstant). Auch ist der Zusammenhang zwischen Jahresenergiebedarf und Energiebedarf in 24h in einer Kältephase keine perfekte lineare Funktion und während des Zeitraumes der Erhebungen gab es keine konstanten Außentemperaturen. All das vernachlässige ich, weil ich zu Aussagen kommen möchte, die grob der Realität entsprechen. Und schon die Tatsache, dass man mit unterschiedlichen Methoden zu etwa demselben Ergebnis kommt, spricht dafür, dass der Ansatz in Ordnung ist.

Gehen wir also von den 34,5 kWh für unsere Musterwohnung aus (für die 24h in der Kältephase des Dezember 2022). Bei 20 Millionen Wohnungen dieser Art ist der Energiebedarf dann:

34,5 kWh * 20 Mio = 690.000.000 kWh = 690 GWh

  • Bei einem COP von 2 würde die Hälfte dieser Energie aus der Umgebung bezogen.
  • Bei einem COP von 1,5 kommen nur noch ca. 33,3% der Energie aus der Umgebung.

Die restlichen ca. 66,7% kommen aus der i.d.R. elektrischen Energiequelle der WP:

1,5 = COP = E(Wärme, gesamt)/E(elektrisch)

→ E(elektrisch) = E(Wärme. gesamt)/1,5 = 2/3* E(Wärme, gesamt).

  • Bei einem COP von 1 heizt man rein elektrisch! Die gesamte Energie muss elektrisch aufgebracht werden.

Fällt der COP tatsächlich unter 1 (Defrosterbetrieb), braucht man während dieser Phasen noch zusätzliche (elektrische oder sonstige) Energie. Das Problem ist nun: Selbst wenn man durchschnittlich rechnet, bedeutet das eine enorme elektrische Leistung, die man für diese 20 Mio. Wärmepumpen bereitstellen muss. Eigentlich darf man den Leistungsbedarf aber nicht durchschnittlich rechnen, da eine WP nicht 24h am Tag völlig gleichmäßig läuft (erst recht nicht im Defrosterbetrieb). Es würden also Leistungsspitzen auftreten, die den unten berechneten Leistungsbedarf noch übersteigen können, je nachdem wie viele WP mit welchem Leistungsbedarf gleichzeitig laufen. Ignorieren wir das aber großzügig:

COP 2:

690 GWh/2 = 345 GWh elektrische Energie wird benötigt (in 24 Stunden).

Durchschnittliche Leistung = 345 GWh/24h = 14,4 GW (was ca. 14 Großkraftwerken von der Leistungsklasse der nun im April vom Netz gehenden Kernkraftwerke im Dauerbetrieb von 24 Stunden entspricht!).

COP 1,5:

0,667 * 694,4 GWh = 460,2 GWh elektrische Energie wird benötigt (in 24 Stunden).

Durchschnittliche Leistung: 460,2 GWh/24h = 19,2 GW  (was ca. 19 Großkraftwerken im Dauerbetrieb entspricht).

COP 1:                                                                                                               

690 GWh elektrische Energie wird benötigt (in 24 Stunden).

Durchschnittliche Leistung: 690 GWh/24h  = 28,8 GW (was ca. 28 Großkraftwerken im Dauerbetrieb entspricht).

Unter COP 1: Entsprechend mehr!

Und jetzt sollen die Wärmepumpen nach den Plänen der Regierung noch stundenweise abgestellt werden können, wenn nicht genug Energie im Netz vorhanden ist. Allerdings müssen sie danach auch wieder hochheizen… Vor allem wenn eine solche Kältephase eine Woche lang (oder länger) anhält. Dann ist aber der Leistungsbedarf höher als hier im Durchschnitt berechnet! Auch wenn man durch gezieltes Abschalten und wieder Hochfahren die Leistungsspitzen minimiert: Unter den Durchschnittswert wird man nicht fallen. Zudem stehen die notwendigen Informationen über die Betriebszustände von Millionen Wärmepumpen nicht in großem Stil zur Verfügung. Abschaltungen wären also zwangsläufig willkürlich und damit verbunden, dass die WP nicht mehr richtig funktionieren.

Ich weise darauf hin, dass die maximalen Heiz – Leistungswerte, auf die die Wärmepumpen gemäß der DIN – EN 12831 (noch?) ausgelegt werden sollen, wie oben bereits erwähnt, noch einmal deutlich über den hier angegebenen werten liegen, da sie noch kältere Temperaturen berücksichtigen. Die hier dargestellten Leistungsanforderungen an das Energienetz stellen also keinesfalls die höchstmöglichen Werte dar.

Zu den Kosten wurde bereits eingangs etwas gesagt: Sie würden selbst bei COP 2 (was bei diesen Temperaturen in  der Praxis nicht besonders wahrscheinlich ist, WENN man ALLE Aspekte berücksichtigt!) deutlich über denen von Gas – oder Ölheizungen liegen.

Sicher könnte das bei einigen Zeit – „Genossen“ zu dem Schluss führen: „Gas und Öl sind viel zu billig! Hoch mit den CO2 – Abgaben!“. Das kann man machen. Nur soll mir dann bitte niemand erzählen, dass das noch ein „Markt“ ist. Es ist Planwirtschaft! Punkt!

Wenn auch auf monetären Umwegen. Und es führt zur oben bereits angeführter Verarmung, wenn nicht gar zu Kältetoten bei Leuten mit weniger Einkommen in entsprechenden  Wetterphasen.

Ein weiterer Aspekt: Der CO2 – Ausstoß:

Legen wir den durchschnittlichen CO2 – Ausstoß pro kWh elektrischer Energie zugrunde, der vom 13.12.22 bis 14.12.22 in Deutschland geherrscht hat. Beachten Sie, dass zu diesem Zeitpunkt etliche Kohlekraftwerke bereits reaktiviert waren, um genügend elektrische Leistung bereitzustellen.

Hätte die BRD also schon die 20 Millionen WP unter den obigen Bedingungen gehabt, hätte sie – je nach realen COP – die Energie von 14 bis 28 Großkraftwerken (optimalerweise KKW, wegen des CO2 – Ausstoßes) zusätzlich(!) benötigt.

Gehen wir aber einmal davon aus, dass mit dem CO2 Faktor vom 11.12. bis 17.12 2022 diese elektrische Energie bereitgestellt werden könnte (was in der Praxis unmöglich gewesen wäre). Dieser „CO2 – Faktor“ lag zwischen 633 g/kWh und 513 g/kWh. Quelle.

Im Minimum hätten wir also für eine Wohnung(!) bei COP 2 und einem CO2 – Faktor von 513 g/kWh an einem Tag:

34,5 kWh/2 * 513 g/kWh = 8849,3 g CO2 – Ausstoß

Im Maximum (COP 1 und 633 g/kWh):

34,5 kWh * 633 g/kWh = 21838,5 g CO2 Ausstoß

Für eine Musterwohnung! Für diesen einen Tag.

Mit einer gut eingestellten Gasheizung liegt der CO2 Ausstoß bei 202 g/kWh

Siehe hier.

Alternativ kann man auch über die Oxidation von Methan und der dabei freiwerdende Enthalpie rechnen. Korrigiert man um einen Faktor, der die Verluste im Heizsystem angibt, und berücksichtigt, dass Erdgas nicht zu 100% aus Methan besteht, kommt man auf einen ähnlichen Wert. Unsere Musterwohnung mit einer modernen Gasheizung kommt also auf:

34,5 kWh * 202 g/kWh = 6969 g CO2 Ausstoß.

Selbst eine Ölheizung, die laut UBA bei 318 g/kWh liegt, wird nur bei COP 2 und dem niedrigsten CO2 – Faktor von der WP „geschlagen“. Rechnet man über den ganzen Tag (oder gar über mehrere kalte Tage, in denen der COP praktisch sicher auch unter 2 liegt), steht sie wahrscheinlich besser da!

Die Ergebnisse von Prof. Ganteför werden damit also im Groben bestätigt, wobei er nicht mit dem schlechten CO2 – Faktor während dieser wirklich kalten Tage gerechnet hat.

Auch wenn in Zukunft wirklich keine Kohle mehr verstromt wird, sondern eben Gas und jemand tatsächlich Bedenken bezüglich Treibhausgasen hat, sollte man den Energieaufwand berücksichtigen, der durch den Antransport von LNG (darauf wird es hinauslaufen wenn man an eigene Gasvorräte nicht heran will), mit berücksichtigen. Den erhöhten Aufwand zur Produktion von Wärmepumpen ebenfalls.

Genauso den „Schwund“ von Methan (das ebenfalls ein Treibhausgas ist und dessen Wirkung über die logarithmischen Zusammenhänge zwischen Treibhausgaskonzentration und Absorption längst noch nicht so abgesättigt ist, wie die des CO2!) in die Atmosphäre bei diesen Transporten.

Das Ganze mit Wasserstoff zu machen, ist in der nötigen Größenordnung a) ferne Zukunftsmusik und b) mit nur erneuerbaren Energien kostenmäßig ein Fiasko, dass den Strompreis nochmal deutlich in die Höhe treiben würde (deutlich über 50 Cent pro kWh im Endverbrauch – nicht bei den Gestehungskosten) und überdies in Mitteleuropa allein auch mengenmäßig nicht zu stemmen wäre. Transport aus anderen Regionen: Kosten und (zusätzlicher) Energieverlust!

Zudem: Auch der Schwund von Wasserstoff in die Atmosphäre könnte – in großen Mengen – zu Problemen gerade mit dem Temperaturhaushalt der Erde führen.

Ob mit diesen Übberlegungen an kalten Tagen die Wärmepumpe bezüglich Treibhausgasproblematik wirklich wesentlich besser ist als eine Ölheizung? Evtl. gibt es einen leichten Vorteil. Evtl. auch nicht… Es wäre interessant, das einmal mit wirklich realen Werten zu rechnen. Dazu fehlt mir im Moment die Zeit, da das nicht mehr „überschlagsmäßig“ zu machen ist und sehr viel Recherchearbeit erfordert. Vielleicht ist ja ein Leser motiviert. 

Besser als eine Gasheizung kann sie ohnehin nicht sein (bei solchen COP – Werten). Darauf hat schon Prof. Ganteför hingewiesen.

Ausnahme wäre ein Betrieb mit Wasserstoff, der andere Probleme, vor allem finanzieller Natur, verursacht (s. oben).

Ausnahme: Herstellung des Wasserstoffs via Kernenergie (Atmosphärenproblematik außen vor!). Dann könnte man den Strom aus den KKW aber viel besser gleich verwenden (für diesen Einsatzzweck) und sich die Umwandlungsverluste sparen.

Eine letzte Anmerkung noch:

Für Erdwärme – und Grundwasserwärmepumpen, selbst für Eisspeicherwärmepumpen sieht die ganze Rechnung besser aus, weil deren äußeres Temperaturreservoir nicht auf solche tiefe Temperaturen abfällt wie die Außenluft in solchen Kaltphasen und der COP deshalb höher ist.

Für diese Techniken braucht man allerdings Platz. Dieser ist längst nicht überall gegeben. Auch die Installationskosten sind bedeutend höher.

Allerdings sind die in den vergangenen 17 Jahren in der BRD eingebauten Wärmepumpen eben zu einem überwiegenden Anteil „Luft – Wasser – Wärmepumpen“. Der Anteil liegt bei ca.  70% im Zeitraum seit 2005 und bei ca. 80% in den letzten 5 Jahren. Im Jahr 2022 waren sogar über 85% der eingebauten Wärmepumpen Luft – Wasser – Wärmepumpen. Gründe: Platzbedarf und Kosten.

Quelle: https://www.waermepumpe.de/presse/zahlen-daten/absatzzahlen/

Prof. Ganteför weist darauf hin, dass die CO2 – Problematik der elektrischen Energie für die Wärmepumpen in Ländern mit niedrigeren CO2 – Faktor bei der Stromproduktion (genannt werden die Schweiz oder Norwegen), nicht gegeben ist. Das ist richtig.

Auch der Kostenfaktor für elektrische Energie verursacht in anderen Ländern nicht dieselben Probleme wie in der extrem teuren BRD.

Das Problem der zur Verfügung stehenden elektrischen Leistung an wirklich kalten Tagen bleibt aber grundsätzlich bestehen! Entweder ein Land kann diese zur Verfügung stellen oder eben nicht. Wenn es das nicht kann, führt eine solche Wärmepumpe – Offensive in ein Fiasko.

Überträgt man bspw. auf die Situation in der Schweiz (ca. 2 Mio. Haushalte statt 20 Mio. mit WP), so müssten an wirklich kalten Tagen zwischen 1,4 GW und 2,8 GW (je nach realem COP) zusätzliche elektrische Leistung z.b. in den Winternächten zur Verfügung stehen. Herzliche  Grüße an dieser Stelle an die Damen und Herren von der (Nur) – Solarfraktion!

Das sind zwischen 13% bis 28% elektrische Mehrleistung gegenüber heute! Und die restlichen Haushalte heizen dann – in der Schweiz wie auch in Deutschland – immer noch anders…sprich i.d.R. fossil. 

Was kann man für ein Fazit ziehen?

Die im Focus dargestellten „Mythen“ (teils sind sie das tatsächlich, in wichtigen Punkten aber eben ach nicht) sind ein Paradebeispiel für das, was wir in den letzten Jahren immer häufiger erlebt haben:

Sobald ein Thema politisch „interessant“ wird, erscheinen „Studien“ dazu, melden sich „Experten“ zu Wort, die dann zitiert werden und auf die sich „Faktenchecker“ beziehen. Auch die Zivilgesellschaft folgt dann in weiten Teilen diesen Aussagen, die nun „offiziell wahr“ sind.

Schaut man sich diese Studien und Expertenaussagen genauer an und liest nicht nur das „Abstract“ (wie das leider aus Zeitgründen oft getan wird…), stehen einem teilweise, ob der methodischen Unzulänglichkeiten darin, die Haare zu Berge.

Teilweise (ich möchte das ausdrücklich nicht grundsätzlich verallgemeinert wissen!) mag das mangelndem Können entspringen. Inzwischen verlassen Leute die Hochschulen, deren Bachelor, Master oder Dr./PHD – Titel das Papier nicht mehr wert ist, auf dem er geschrieben steht. Haben diese Personen die richtige „Haltung“, können sie dennoch sehr schnell „aufsteigen“.

Oft hat man aber auch den Eindruck, dass eben ein bestimmtes Ergebnis herauskommen sollte und genau deshalb bestimmte „Settings“ in den Messungen angewendet werden – wenn überhaupt Messungen durchgeführt werden und nicht gleich irgendein theoretisches Modell zur Simulation verwendet wird – mit teilweise höchst fragwürdigen Annahmen, oft noch mit wenig wirklich tiefgehender Kenntnis der darin verwendeten Mathematik, ohne Offenlegung der Schwächen der Messungen/Modelle und natürlich ohne „Kalibrierung“ an realen, reliabil, objektiv und valide erhobenen Daten.

Letztlich spielen finanzielle Interessen eine Rolle. Auch Prof. Ganteför bemerkte mehrfach, dass es ihm schwer gefallen ist, einmal herstellerunabhängige Untersuchungen zum COP von realen Wärmepumpen, die den Anforderungen genügen, zu finden.

Sich aber auf Untersuchungen von gerade den Leuten zu stützen, die mit dem Verkauf von WP ihr Geld verdienen – und die über Subventionen von interessierter politischer Seite gefördert werden –  setzt schon extremes Vertrauen in das jeweilige Unternehmen voraus. Solche vertrauenswürdige Unternehmen gibt es sicher. Sie sind aber (leider!) rar.

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